Gerade bin ich nach 5h unruhigen Schlafes in der Abflughalle des Flughafens von der lauten Konversation zweier Spanier um 4.36 Uhr schlaftrunken aufgewacht. Irgendwie hat mir Nachts jemand eine Packung Wurst zu meinen Füßen gestellt. Ich bringe sie jemandem der wirklich Essen benötigt.

Bis ich mich sortiert und gewaschen habe ist eine Stunde vergangen. Nun schaue ich auf meinen Tourenplaner und stelle fest das der Weg doch noch fast 10 km vom Flughafen Seville entfernt verläuft. Irgendjemand hatte mir vor zwei Jahren erzählt das er direkt vom Flughafen gestartet war und den Tag schon 40 km absolviert hatte. Ich denke da war irgendetwas geflunkert.
Erst einmal Frühstück und nachdenken.
Nun fahre ich mit dem Bus bis die Buslinie den Camino kreuzt. Steige aus und sofort entdecke ich den ersten Pfeil am Laternenmast.

Mittlerweile ist es fast 7 Uhr und ich laufe fast leere Straßen entlang. Nun erkenne ich auch wieder den Weg der auch in den Ausläufern der Stadt sehr gut markiert ist und überhaupt gebührt hier den Streckenwarten ein ganz großes Lob.
Viele kleine Restaurants, in Spanien Bars genannt, haben geöffnet. Obwohl ich kein leidenschaftlicher Kaffee Trinker bin genieße ich den café con leche (Milchkaffee) in Spanien immer wieder.

Es herrscht ein reges treiben und ich genieße die spanische Frühstückskultur.
Beim Schreiben fällt mir doch tatsächlich auf hier auf eine Interkulturalität gestoßen zu sein (die Aufgabe dieses / meines Weges).
Beim bezahlen lasse ich mir auch gleich noch einen Stempel ins Credencial geben und weiter geht's. Immer am großen Kanal entlang und ganz langsam wird es hell. Ich entscheide mich dafür meinen Frühsport (eine wichtige Morgenroutine seit einigen Jahren) durchzuführen. Und entdecke wieder dieses Gebäude ( alle die schon einmal in Jena waren wissen was ich jedesmal mit diesem Bauwerk verbinde).

Ich laufe weiter durch eine völlig unspektakuläre Landschaft und treffe nach rund 10 km in Santiponce, eine ehemals sehr bedeutende Römerstadt ein. Itálica, eines der größeren Amphitheater des Römischen Reiches in das 25000 Menschen Platz fanden schaue ich mir beeindruckt an. Auch die ausgeklügelten Abwassersysteme von vor 2000 Jahren beeindrucken mich. Und erinnern mich gleichzeitig an die beeindruckenden Straßen ( noch heute werden unsere Straßen nach dem selben Grundprinzip gebaut und die 1000 km Via de la Plata wurde von den Römern seinerzeit vollständig gepflastert) und Brücken ( denen ich auf der Via de la Plata immer wieder begegne und diese passiere) über 2000 Jahre alt! Für mich ist das Römische Reich eine Hochkultur auch wenn es der Wissenschaft nicht genügt.

Weiter geht es die nächsten 10 km durch weite Felder. Neu ist das hier riesige Solarfelder entstehen. Auf Ackerland, werden hier nicht Ressourcen vernichtet in einer Gegend in der man wegen des milden Winter mehrmals Ernten kann und auf Grund der niedrigen Meereshöhe auch genügend Wasser besitzt. Ich denke in der Extremadura, wo eine Ziege gefühlt 5 Hektar Weideland benötigt um zu existieren sind Solarfelder die bessere Wahl.
Schön finde ich die angenehmen Temperaturen, ich laufe im Shirt und kurzen Hosen (es ist der 13. Februar).
Im privaten Albergue angekommen verbringe ich den Abend mit einem Südkoreaner, einem Engländer, einer Holländererin die auf Teneriffa lebt und ein Ungar ist dann auch noch eingetroffen.
Ich bin seelisch auf meiner Pilgerreise angekommen.



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