Gestern war es wieder ein völlig unspektakulärer Weg. Nachdem ich in der Klosterzelle (kaltes Einzelzimmer) lospilgerte ließ ich den gestrigen Abend noch einmal Review passieren. Auf dem Weg zur Messe liefen wir quer durch die angeschlossene Alten und Behinderten Pflege. Überall waren Glastüren. Hinter einer Tür saßen und lagen alte Menschen die ohne fremde Hilfe sich nicht bewegen konnten. Gefühlt 20 Personen. Alle in einem Raum. Selbst hier in diesem Altersstadium wird das Gemeinschaftsleben zelebriert. Auch während der Messe halfen sich die Bewohner gegenseitig jeder nach seinen Möglichkeiten. Ich fühlte mich in diesen Augenblicken in einer anderen Welt. In einer Welt in der es rein um menschliche Gefühle geht.
Ansonsten wie bereits erwähnt nix Spektakuläres. 28 km.
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Abends im Alberge waren wir wieder sehr kulturell Bunt gemischt.
2 Deutsche und ich, eine junge Frau aus Holland, der junge Italiener, zwei Spanier und dann noch ein älterer Franzose. Wenn Französische Pilger auftauchen ziehen sie sich in ihr Cluster zusammen, ist mir immer wieder aufgefallen. Sie Blockieren die Küche um mehrere Gänge Speisen zuzubereiten. Mit einzelnen französischen Mitpilgern bin ich bisher gut zurecht gekommen. Sie sind Gruppenmenschen und suchen Anschluss, meine Erfahrung. Dieser Pilger wollte meine Wäsche auf dem Trockenständer sortieren. Ich mag es nicht wenn fremde Menschen meine Unterwäsche antatschen. Also sprang ich auf und in meinem ganz eigenen Charm machte ich ihm klar das er doch den freien Wäscheständer für seine Wäsche nutzen könnte. Dann brach er in gebrochenen Deutsch los. Ja die Deutschen machen sich überall breit und Bevormunden ihn, die Aussage auf eine deutsche Mitpilgerin gerichtet. Und es schaukelte sich hoch bis der kleine Spanier Juan deeskalierend einwirkte. Gut, ich hätte vielleicht noch ein wenig einfühlsamer meine Grenze (Unterwäsche) zum Ausdruck bringen können. Doch die Reaktion auf meine Mitpilgerin gerichtet zeigte das der Franzose ein Problem mit Frauen hat. Und sich das schwächste Individuum im Raum für seinen Frust aussuchte. Leider kippte die gesamte Atmosphäre an diesem Abend.
Trotzdem habe ich sehr gut, mit Ohrstöpsel, geschlafen. Und bin mit dem Hell werden 7.45 Uhr auf den Weg. Zuerst war das Zwischenziel Cácerez. Eine spanische Stadt mit 60.000 Einwohnern. Es ist Sonntag Mittag und die Menschen flanieren in den Straßen und sitzen in Kaffees. Sonntag Mittag, in der deutschen Kultur sitzt man daheim beim Mittagessen. In Spanien zeigt man sich auf dem Plaza de Mayor.
Die weiteren 13 km ( heute werden es insgesamt 23 km) liefen sich leicht. Es war warm und ich konnte entspannt im T-Shirt laufen. Denke nach und mir geht es durch den Kopf das heute Bundestagswahl in Deutschland ist (ich habe vor meinem Abflug an der Briefwahl teilgenommen).
Heute ist es eine sehr kleine Herberge in einer spanischen Stadt, hier wird einer der besten Käse Spaniens hergestellt. 2021 wurde dieser reichhaltige Stinkerkäse gekrönt. Morgen wird er mir auf der schwierigsten Etappe der Via de la Plata Kraft spenden.
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